Präambel
Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht! Die wenigen, die es nach Deutschland schaffen, sollten wir herzlich willkommen heißen. Ihnen ein menschenwürdiges Leben und eine Zukunft mit Perspektiven ermöglichen, erkennen wir als unsere Pflicht!
Sandra Junker
Leiterin Sozialdienst
Projekthintergrund
Seit dem Spätsommer 2014 organisiert die NAL zunehmend Projekte für Menschen mit Fluchterfahrung. Seit Januar 2016 wird die NAL für die Durchführung des Projekts „NeSt“ von der Gemeinschaftsstiftung der Erzdiözese Freiburg tatkräftig unterstützt.
Seit dem Spätsommer 2014 organisiert die NAL zunehmend Projekte für Menschen mit Fluchterfahrung. Seit Januar 2016 wird die NAL für die Durchführung des Projekts „NeSt“ von der Gemeinschaftsstiftung der Erzdiözese Freiburg tatkräftig unterstützt.
Projektinhalt „NeSt“
Bei den Projektteilnehmenden handelt es sich derzeit hauptsächlich um junge männliche Flüchtlinge aus West- und Zentralafrika. Die Teilnehmer werden in unserem Haus zusätzlich und wettbewerbs-neutral beschäftigt: das bedeutet, dass die Produktionsergebnisse dieses Beschäftigungsangebotes naturgemäß keinen nennenswerten Geldwert haben. Das Ziel dieses Beschäftigungsangebotes ist es, Arbeitsprozesswissen zu vermitteln.
Neben dem Beschäftigungsangebot erhalten die Flüchtlinge zusätzlich mindestens eine Stunde Unterricht pro Arbeitstag. Hier organisieren wir Sprachkurse aber auch eine professionelle auf berufliche Kompetenzen ausgerichtete Eignungsfeststellung. Da die Teilnehmenden nur in den seltensten Fällen eine Berufsausbildung haben, setzen wir uns zum Ziel, diese auf eine Berufsausbildung in unserem Land vorzubereiten. Deshalb gehören Berufskunde und Mathematikunterrichte genauso zu unserem Bildungsangebot wie „Gemeinschaftskunde und Gesellschaftslehre“. Hier sprechen wir folgende Themen an: Heimat, religiöser Dialog, Fanatismus und Extremismus, die freiheitlich-demokratische Grundordnung aber auch der Umgang zwischen Mann und Frau oder das Ansehen von Menschen mit Behinderung etc..
Viele Menschen mit Fluchterfahrung berichten uns, dass ihnen in ihren Heimatländern der ordentliche Zugang zu Bildung und Ausbildung verwehrt blieb. Die Gründe hierfür scheinen mannigfaltig. Augenfällig ist dabei, dass insbesondere afrikanische Flüchtlinge, regelmäßig nur zwei bis drei Jahre lang eine Schule besucht haben.
Für diese Menschen erachteten wir ein Alphabetisierungsprogramm als erste notwendige Hilfe, welches auch einen vollkommen anderen Sprachunterricht bzw. ein zweites Deutschangebot nötig machte. Durch das Projekt NeSt können wir also zwei unterschiedliche Sprachangebote organisieren: Ein niederschwelliges und eines, das die Flüchtlinge auf dem Weg zu einer Berufsausbildung unterstützen soll.
Zudem bieten wir für die bei uns tätigen Flüchtlinge auch Begleitangebote an mit sport- oder freizeitpädagogischen Hintergrund.
Zentrales Element von NeSt ist der Baustein „Intergratiosdienst“! Die Kollegen des „Integrationsdienstes“ organisieren außer den Komplementärhilfeangeboten auch die Arbeit der bei uns ehrenamtlich Tätigen, die Suche nach Praktikums- und Ausbildungsplätzen bis hin zur Suche von Wohnraum. Die meisten Flüchtlinge sind mit dem Besuch beispielsweise von Ausländerbehörden oder bei der Suche und Finanzierung von Bleiberechtsberatungen vollkommen überfordert und auf unsere Unterstützung angewiesen.
Personaleinsatz in „NeSt“
Der personelle Einsatz der NAL findet derzeit auf verschiedenen Handlungs‑, Kompetenz- und Arbeitsebenen statt. Außer Sozialpädagogen und Lehrern sind gerade auch unsere Arbeitsanleiter im „NeSt“ stark gefordert. Während unsere Sozialpädagogen und die Lehrkräfte naturgemäß für die Beratungs- und Schulungsaufgaben verantwortlich sind, bereiten unsere Arbeitsanleiter die Flüchtlinge auf eine Tätigkeit im deutschen Arbeitsmarkt vor. Das Ziel dieser Berufsgruppe ist, das Arbeitsprozesswissen aber auch das formale Qualifikationsniveau der Migrierten, beispielsweise durch den Erwerb des Staplerscheins in unserem Haus, zu verbessern.
Ein besonderes integrationsstiftendes Element unserer Arbeit ist, dass wir quasi aus der Not heraus auch unsere kaufmännischen Auszubildenden in die „Integrationsarbeit“ eingebunden haben. Die Azubis geben Nachhilfeunterrichte in Deutsch, Mathe und „Gemeinschaftskunde“. Darüber hinaus begleiten und vermitteln sie die oft gleichaltrigen Flüchtlinge in passende Vereine. Die Azubis haben die Möglichkeit mit den Flüchtlingen und einer Lehrkraft zusammen Sport zu treiben oder die Flüchtlinge im Rahmen eines Fahrradprojekts bei deren Mobilität zu unterstützen. Hierbei werden Fahrräder, die wir von Spendern erhalten, aufbereitet und wieder verkehrstüchtig gemacht.
Auch wenn unsere Azubis permanent von unseren hauptamtlichen Mitarbeitern begleitet und unterstützt werden, so ist deren Engagement doch beachtlich und für alle Beteiligten dann auch überaus wertvoll. Zudem arbeiten wir, ebenso aus der Not heraus geboren, in diesem Projekt auch mit ehrenamtlichen Dozenten und „Integrationsbegleitern“ zusammen. Ein Teil dieser ehrenamtlichen Helfer kommt über die Strukturen unserer Gesellschafterinnen. Meist handelt es sich dabei um pensionierte Lehrer und Sozialarbeiter.
Erwähnenswert ist auch, dass mit der Unterstützung der Gemeinschaftsstiftung ein Teil der Netzwerkarbeit aber auch der Ausbau der Kooperation beispielsweise mit dem „Helferkreis“, dem Dolmetscherpool der Stadt Lahr, der Zusammenarbeit mit dem JMD des Diakonischen Werkes und der Flüchtlingshilfe des Caritasverbandes möglich wurde .
Last but not least sehen wir in der Öffentlichkeitsarbeit eine Aufgabe von NeSt. Hierbei versuchen wir auf die grundsätzlichen Probleme von Menschen mit Fluchterfahrung hinzuweisen und eine positive „Stimmung“ in Bezug auf die Zielgruppe insbesondere arbeitgeberseitig zu vermitteln.
Projektziele auf den Punkt gebracht
- Organisation von Beschäftigungs- und Qualifizierungsangeboten
- Eignungsfeststellung in Bezug auf die beruflichen Möglichkeiten
- Organisation von Unterrichtsangeboten
- Organisation eines Betreuungs- und Komplementärhilfeangebotes
- Organisation von Patenschaften und ehrenamtlicher Arbeit
- Organisation von Integrations‑, Arbeits- und Ausbildungsangeboten
Das Endziel von „NeSt“ heißt, die Flüchtlinge auf ein Leben in Deutschland und den hiesigen Arbeits- und Ausbildungsmarkt vorzubereiten. In jenen Fällen, die keine dauerhafte Bleibeberechtigung in unserem Land erwirken können, sehen wir unser Engagement als eine Art praktische Entwicklungs-hilfe an. Diesbezüglich wollen wir deshalb nicht nur arbeitsrelevantes Wissen und Qualifikationen vermitteln, was die materielle Situation der Menschen in ihrer Heimat verbessern helfen kann, sondern auch den Esprit unserer Gesellschaft auf Basis einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung zum Leuchten bringen.
Auf dieser Basis erkennen wir in der Vermittlung gegenseitigen Respekts vor „fremdem“ Denken, Handeln und Glauben das erste und oberste Ziel des Projektes: NeuStart!