Zwei Verfahren zur Essigherstellung
Das traditionelle Orleans-Verfahren
Nach dem Orleans-Verfahren werden auch heute noch die feinsten und qualitativ hochwertigsten Weinessige hergestellt.
Trotz und gerade wegen des enormen Zeitaufwandes, der für die spezielle Art der Essig-Herstellung notwendig ist, sind der Lohn der Arbeit besonders aromareiche und weiche Weinessige.
Die Weine werden unverdünnt in ihrer Ursprünglichkeit mittels Essigsäurebakterien zu Weinessigen oxidiert.
Auf der Oberfläche der Maische bildet sich die sogenannte Essigmutter. Diese schützt die darunter liegende Maische vor unerwünschten Oxidationen, wie z.B. Bräunungserscheinungen.
Die Bakterien vermögen Wein-Inhaltsstoffe, wie Zucker und Alkohole, sehr langsam, aber reichhaltig zu oxidieren.
Der vorhandene Alkohol wird nicht vollständig zu Essigsäure oxidiert. In der anschließenden reifenden Lagerung bilden der vorhandene Restalkohol und die Säuren wichtige Ester.
Die gebildeten Ester sind Hauptaromastoffe der Weinessige.
Diese langsamste Methode der Weinessigbereitung liefert durch das Vorhandensein von Alkoholen, Säuren, Estern und Terpene außerordentlich bukettreiche Produkte.
Die oberflächige Oxidation benötigt mehrere Monate, bis hin zu einem Jahr, und ist vor allem für bukettreiche Weine geeignet.
Das traditionelle Schüzenbach-Verfahren
Das Schüzenbach-System besteht aus zylindrischen Füllkörpern, die mit Buchenholzspänen gefüllt sind. Die Späne dienen als Siedlungsfläche und als überdimensionale Atmungsfläche der Essigsäurebakterien.
Die Dauer der Oxidation kann auf wenige Wochen verkürzt werden. Auch hier ist eine unvollständige Oxidation des Ethanols von Vorteil, damit es bei der reifenden Lagerung zu aromabildenden Veresterungen kommt.
Geeignet ist das Schüzenbach-Verfahren für bukettärmere Weine, da bei diesem Verfahren die entstehenden Aromastoffe ausschlaggebend sind. Leichter flüchtige Weinaromastoffe vermindern sich.
Primäre, leicht flüchtige Wein-Aromastoffe gehen bei der Herstellung verloren.
Weinessige, die nach dem Schüzenbach-Verfahren hergestellt sind, haben einen typischeren Essigcharakter, als Produkte des Orleans-Verfahrens.